Warmer Empfang nach dem Kaltstart
Auf der Kastler Klosterburg hat am Sonntag der Studienbetrieb des Avicenna College begonnen
Kastl. Auf der Klosterburg rauchen wieder die Köpfe. Relativ unbemerkt von der Öffentlichkeit haben am Sonntag die ersten 40 Schüler des Avicenna International College in Kastl ihre Zimmer bezogen. Am Montag begann der Unterricht. "In den nächsten Jahren werden wir hier eine Schule mit einer medizinischen Ausrichtung etablieren, die einzigartig sein wird für Bayern und Deutschland", setzt sich Avicenna-Präsident Dr. Sharokh Mirza Hosseini hohe Ziele.
In letzter Sekunde hat Georg Müller, Klosterburg-Urgestein aus vergangenen Tagen des Europäisch-Ungarischen Gymnasiums, neben Deutschland- und Europafahne am Eingangsportal zur Schule auf der
Klosterburg noch den Schriftzug "Isten Hozott" angebracht. Das ist ungarisch und heißt "Herzlich willkommen". Präsident MirzaHosseini (44), ein gebürtiger Iraner, lächelt freundlich und führt stolz
durch die Räume. Junge Frauen mit Kopftuch eilen über die Gänge, an einem Kicker haben zwei Fußballbegeisterte ihren Spaß, ein junger Mann bezieht gerade sein Zimmer und im Chemiesaal läuft bereits
der Unterricht.
Noch ist alles recht spartanisch eingerichtet auf der Klosterburg. Doch es ist praktisch ein Kaltstart aus dem Stand. Denn von der ehemaligen Gymnasiums-Einrichtung war nichts mehr geblieben. "Als
wir die Gebäude im April letzten Jahres übernommen haben, war hier kein Inventar. Wir hatten technische Probleme mit der elektrischen Anlage und der Heizung. Alles war in sehr schlechtem Zustand",
beschreibt MirzaHosseini. Das war auch der Grund für die Verzögerungen beim Unterrichtsbeginn, der zunächst für September angepeilt war. "Wir konnten doch die Studenten den Winter über nicht in
kalten Räumen unterbringen." "Viele sagen, es ist ruhig auf der Klosterburg. Aber es ist viel passiert", so der Präsident. Zum Beispiel in der Bibliothek. Kein einziges Buch ist aus EUG-Zeiten
geblieben. Doch jetzt stapeln sich schon wieder die Kisten. Etwa 25 000 englischsprachige Bücher hat Avicenna in den USA angeschafft. Irgendwann soll die Bücherei auch mal für die Öffentlichkeit
zugänglich sein. In der Küche wird fleißig gewerkelt, damit die jungen Studierenden aus aller Herren Länder bei drei Mahlzeiten täglich und Snacks zwischendurch auch satt werden. Der große
Vorlesungssaal ist bereits komplett bestuhlt, in den Ruhezonen laden bequeme Schwingsessel zum Entspannen und Diskutieren ein und den Sportbereich haben die Handwerker in Beschlag genommen.
Präsident MirzaHosseini lobt die familiäre und offene Atmosphäre. Die 40 jungen Leute im Alter zwischen 17 und 22 Jahren kommen aus unterschiedlichen Kulturkreisen, aus arabischen und
afrikanischen Ländern, aus der Türkei, aus Indien, dem Iran oder Armenien. "Sie fühlen sich hier wie zu Hause", bekräftigt der Präsident. Die Ruhe hoch über dem Lauterachtal sei genau die richtige
Voraussetzung für ein ungestörtes intensives Studieren und Lernen. Denn nur darauf kommt es an. "Die jungen Leute, wissen, was sie wollen und ihre Eltern zahlen viel Geld dafür."
200 000 Euro für Anzeigen
Rund 250 junge Leute hat das Avicenna Institut mit Sitz in der ungarischen Hauptstadt Budapest derzeit unter seinen Fittichen. Innerhalb von zwei Jahren will man auch dank des zweiten Standbeines in
Kastl die Zahl verdoppeln. Ein ehrgeiziges Ziel, denn MirzaHosseini verhehlt nicht, dass durch die Weltwirtschaftskrise viele Familien erst einmal abwarten, ob sie ihre Kinder in die
studienvorbereitende Einrichtung geben. Die Nachfrage sei um 30 Prozent eingebrochen. Deshalb rührt Avicenna kräftig die Werbetrommel in den Zielländern. "200 000 Euro haben wir letztes Jahr alleine
für Anzeigen in Fernsehen, Radio, Internet und der lokalen Presse ausgegeben", so der Präsident.
Für Kastl ist Dr. Sharokh Mirza Hosseini sehr zuversichtlich. "Es war besser, einige Monate später als geplant, dafür aber mit besserer Qualität zu starten", sagt er.
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